Johann-Kern-Sternwarte zieht
positive Bilanz
Etwa 740 Besucher bestaunten die
Wunder des Himmels
Die Mitglieder der Johann-Kern-Sternwarte zogen kürzlich in ihrer
Hauptversammlung Bilanz der beiden vergangenen Jahre. Wie der Vorsitzende Dr.
Rolf Weidelt erinnerte, war das Wetter in diesem Zeitraum für Astronomen
besonders unerfreulich. Im vergangenen Winter konnten während dreieinhalb
Monaten wegen Schneefalls und Vereisung des Zufahrtsweges keine Sternführungen
stattfinden. Deswegen war auch die Annäherung des Mars an die Erde nicht
beobachtbar. Dieser Planet hätte mit seinen Oberflächendetails wieder ein
Schauobjekt bei den öffentlichen Beobachtungen sein können. Auch unsere Sonne,
lässt uns seit einiger Zeit im Stich: Die Anzahl der Sonnenflecken durchläuft
einen Zyklus von 11 Jahren. Im Jahr 2008 war das Minimum und jetzt müssten
schon wieder zahlreiche Flecken zu sehen sein, die aber bisher immer noch auf
sich warten lassen.
Weidelt erklärte, dass bei den Nachtbeobachtungen ein breites
Spektrum an astronomischen Objekten abgedeckt werde. Zu Beginn der öffentlichen
Führung erhielten die Besucher eine Einführung in die wichtigsten jeweils
gerade sichtbaren Sternbilder. Für kleine Kinder seien besonders der Mond, der
Ringplanet Saturn und Sternhaufen im Fernrohr gut zu beobachten, wobei der
Saturn wegen der derzeitigen extremen Kanten-lage seiner Ringe besonders
fasziniert. Jugendliche und Erwachsene könnten auch an die etwas schwieriger zu
beobachtenden Gasnebel und Galaxien herangeführt werden. Dennoch sei selbst für
Erwachsene ein Blick auf die “Meere“ des Mondes aus erstarrter Lava und seine
von Kratern übersäte Oberfläche immer wieder ein unvergessliches Erlebnis.
Trotz der widrigen Umstände fanden wieder zahlreiche öffentliche
Beobachtungen und viele zusätzliche Gruppenführungen statt. Vor allem
Kindergärten, Schulklassen, aber auch Jugendgruppen und Vereine sind zur
Sternwarte gekommen, um unter fachkundiger Anleitung den Nachthimmel
kennenzulernen. Mit den Fernrohren werden interessante Himmelsobjekte gezeigt
und erklärt, und es werden zahlreiche Fragen beantwortet: Wie und wann
entstanden die Mare und Krater auf dem Mond? Sind so starke Einschläge auch
heute noch möglich? Wie kann man sich die Größe des Sonnensystems und die
Abstände zu anderen Sternen veranschaulichen? Wie groß sind Sterne? Gibt es
Leben im Universum? Was war vor dem Urknall? Was halten Sie vom
Untergangsszenario für 2012 auf Grund des Maya-Kalenders?
Etwa 650 kleine und große Gäste konnten in 32 Nachtführungen einen Blick durch die Teleskope
werfen und sich den Himmel erklären lassen. Diese Zahlen bedeuten eine
Steigerung um 50% verglichen mit dem vorangegangenen Berichtszeitraum. Dieses
erfreuliche Ergebnis war vor allem dem Astronomietag 2010 zu verdanken.
Offiziell war er auf Samstag, den 24. April 2010, angesetzt. Die Mitglieder der
Sternwarte boten jedoch öffentliche Führungen an drei Tagen hintereinader an
und konnten sich über den überwältigenden Erfolg freuen. Im Berichtszeitraum
waren bei den nächtlichen öffentlichen Führungen besonders Ralf Horn, André
Krumpe und Thomas Ehehalt aktiv. Zu den nächtlichen Führungen kommen nochmals
43 Tagführungen hinzu mit über 90 weiteren Besuchern. Für die
Öffentlichkeitsarbeit wurden von den Mitgliedern der Sternwarte insgesamt etwa
220 Mannstunden aufgebracht.
Neben der Öffentlichkeitsarbeit waren zusätzlich 40 Arbeitseinsätze
mit über 150 Mannstunden nötig, fuhr Weidelt fort. Der 61cm-Spiegel des Kern'schen Teleskops
musste zu einer Spezialfirma gebracht werden, um ihn zu reinigen und im Vakuum
neu bedampfen zu lassen. Von den 80 Mannstunden für „private“ Beobachtung
diente ein großer Teil dem nächtlichen Testen und Justieren nach dem
Wiedereinbau des Spiegels. Die Arbeitseinsätze umfassten darüber hinaus die
Wartung der Instrumente und der elektrischen Anlagen, die Arbeiten am
Ernst-Sachs-Bau und die Pflege der Außenanlagen. Besonders engagiert hierbei
waren Thomas Ehehalt, Ralf Horn und Gerhard Sczcuka.
Nach dem anschließenden Bericht des Kassenwartes und der
Kassenprüfer und der Entlastung des Vorstandes erklärte Weidelt, er wolle nun
sein Amt nach 24 Jahren an die jüngeren Mitglieder abgeben. Als neuer 1.
Vorsitzender des Vereins wurde Dr. Bernd Christensen vorgeschlagen, der
einstimmig von den anwesenden Mitgliedern gewählt wurde. Das Amt des 2.
Vorsitzenden, das bisher Andreas Lumpp innehatte, wird in Zukunft Ralf Horn
übernehmen. Andreas Lumpp wird dem Vorstand als Kassenwart weiter angehören.
Beide wurden ebenfalls einstimmig gewählt. Weiterhin wurden Dr. Thorsten Ratzka
als Schriftführer und Thomas Ehehalt als Gerätewart einstimmig wiedergewählt.
Um das herausragende Engagement von Dr. Rolf Weidelt zu würdigen
und ihm für seinen unermüdlichen Einsatz für den Verein in den letzten 24
Jahren zu danken, wurde Dr. Rolf Weidelt unter großer Zustimmung der anwesenden
Mitglieder zum Ehrenvorsitzenden des Vereins ernannt. Als Geschenk wurde ein
Faksimile-Exemplar des historischen Himmelsatlases „Harmonia Macrocosmica“ von
Andreas Cellarius aus dem Jahre 1660 überreicht.